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Grafana & Observability in hybriden IT-Landschaften: Klarheit statt Blindflug

  • Autorenbild: Oliver Groht
    Oliver Groht
  • vor 5 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Grafana & Observability in hybriden IT-Landschaften: Klarheit statt Blindflug

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Hybride IT-Landschaften sind im Mittelstand längst Realität: Eigenes Rechenzentrum, ein bis zwei Hyperscaler, dazu SaaS-Lösungen und Spezialsysteme.

Was auf dem Papier flexibel klingt, wird im Alltag schnell unübersichtlich.

Wenn Monitoring-Tools pro Insel agieren, fehlt Ihnen als Entscheider die eine, verlässliche Sicht auf den Gesamtzustand.

Genau hier setzt Observability mit Grafana an – als verbindende Schicht über Ihrer bestehenden IT.

Warum klassische Monitoring-Ansätze nicht mehr reichen

Traditionelles Monitoring beantwortet meist nur eine Frage: „Lebt der Server noch und wie ist die Auslastung?“

Für hybride Umgebungen ist das zu wenig.

Sie brauchen Antworten auf Geschäftsfragen wie:

• Welche Services sind für Kunden gerade wirklich verfügbar?

• Wo entstehen Performance-Engpässe über Systemgrenzen hinweg?

• Welche Cloud-Ressourcen verursachen unnötige Kosten?

• Welche Risiken entstehen durch Abhängigkeiten zwischen Rechenzentrum, Cloud und SaaS?

Mit Einzel-Tools für Server, Netzwerk, Cloud und Applikationen entstehen Datensilos.

Ihre Teams diskutieren über verschiedene Zahlenstände, statt gemeinsam Probleme zu lösen.

Und im Eskalationsfall fehlt die eine, akzeptierte Wahrheit, auf deren Basis Sie entscheiden können.

Observability: Vom Messen zum Verstehen

Observability zielt darauf, Systeme so transparent zu machen, dass Sie Ursachen erkennen – nicht nur Symptome.

Kern sind drei Datenströme:

• Metrics: Messwerte wie CPU, Latenz, Durchsatz, Fehlerquoten

• Logs: Ereignisse und Fehlermeldungen mit Detailinformationen

• Traces: Ende-zu-Ende-Verfolgung einer Anfrage durch Microservices und Systeme

Wer diese Signale verknüpft, erhält ein Gesamtbild der hybriden Landschaft.

Das reduziert MTTD (Mean Time to Detect) und MTTR (Mean Time to Repair) spürbar und macht Kapazitätsplanung sowie Kostensteuerung belastbarer.

Gleichzeitig entsteht eine gemeinsame Sprache zwischen IT und Fachbereichen: Statt abstrakter Systemzustände sehen alle, wie sich technische Effekte auf Bestellungen, Produktion oder Service-Level auswirken.

Grafana als zentrales Cockpit für hybride IT

Grafana ist eine Open-Source Analytics- und Visualisierungsplattform.

Sie verbindet sich mit unterschiedlichsten Datenquellen und stellt Charts, Graphen und Alerts im Web bereit.

Neben der Open-Source-Variante gibt es Grafana Enterprise als lizenzierte Lösung, selbst gehostet oder als Cloud-Service.

Über ein Plug-in-System lassen sich weitere Datenquellen und Funktionen integrieren.

In hybriden IT-Landschaften wird Grafana zum zentralen Cockpit, weil es:

• On-Premises-Systeme, Private Cloud und Multi-Cloud-Daten zusammenführt

• bestehende Monitoring-Stacks (z. B. Prometheus, InfluxDB, Checkmk, Zabbix, PRTG) einbindet

• Logs und SIEM-Daten aus Elasticsearch, OpenSearch oder Splunk visualisiert

• System-Monitore, Netzwerksensoren und APM-Lösungen übergreifend sichtbar macht

Statt ein weiteres Inselsystem einzuführen, nutzen Sie Grafana als übergeordnete Visualisierungs- und Analyseschicht.

Wichtig: Grafana ersetzt Ihre bestehenden Tools nicht zwingend – es orchestriert sie.

Multi-Cloud Monitoring mit Grafana

Viele mittelständische Unternehmen nutzen heute mindestens zwei Clouds – oft zusätzlich zu eigenen Rechenzentren.

Jeder Provider bringt eigene Dashboards und Metriken mit.

Das Ergebnis: Ihre Teams springen zwischen Oberflächen, CSV-Exports und proprietären Reports hin und her.

Grafana bietet hier drei zentrale Mehrwerte:

Zentrale Konsolidierung Azure Monitor, AWS CloudWatch, Google Cloud Monitoring und weitere Quellen in einem Dashboard Vergleichbarkeit Einheitliche KPIs über Provider hinweg (z. B. Latenz, Fehlerquote, Kosten pro Service) Risikotransparenz Abhängigkeiten zwischen Cloud-Regionen, On-Prem-Systemen und SaaS sichtbar machen

So sehen Sie auf einen Blick, wie sich der Ausfall einer Cloud-Region auf Ihre ERP-Performance im Rechenzentrum auswirkt.

Und Sie erkennen frühzeitig, wann Cloud-Ressourcen aus dem Ruder laufen – fachlich und finanziell.

Logs, Metrics und Traces vereinen

Die eigentliche Stärke von Grafana liegt in der Zusammenführung der drei Observability-Säulen.

Über Integrationen zu Prometheus, InfluxDB oder Graphite binden Sie Metriken ein.

Logs kommen etwa aus Loki, Elasticsearch, OpenSearch oder Splunk.

Traces stammen häufig aus OpenTelemetry-basierten Lösungen oder APM-Tools.

Entscheidend ist die korrelierte Sicht:

• Ein Peak in der Fehlerquote (Metric) wird direkt mit den passenden Logeinträgen verknüpft

• Traces zeigen, welcher Microservice oder welche Schnittstelle für Verzögerungen verantwortlich ist

• Dashboards verbinden technische Kennzahlen mit Business-Metriken (z. B. Bestellungen pro Minute, Abbruchraten)

So können Fachbereiche und IT auf dieselben Visualisierungen schauen – und gemeinsam Ursachen statt Symptome diskutieren.

Gleichzeitig schaffen Sie die Grundlage für Automatisierung: Alerts, die auf korrelierten Daten basieren, sind deutlich belastbarer als reine Schwellenwerte auf CPU oder Speicher.

Grafana Dashboards: Entscheidend ist der Zuschnitt

Ein häufiger Stolperstein: Dashboards werden aus technischer Perspektive gebaut, aber nicht entlang Ihrer Geschäftsziele.

Die Folge sind überladene Ansichten, die im Alltag kaum genutzt werden.

Bewährt hat sich ein schrittweises Vorgehen:

Use Cases definieren Welche Fragen sollen beantwortet werden? Verfügbarkeit? Performance kritischer Prozesse? Kostenkontrolle?

Kern-KPIs festlegen Maximal 5–7 Kennzahlen pro Dashboard, die eine klare Story erzählen.

Zielgruppen trennen Management-, Operations- und DevOps-Dashboards unterschiedlich zuschneiden.

Drill-down ermöglichen Von einer Management-Übersicht in technische Detailansichten verzweigen.

Iterativ verfeinern Dashboards regelmäßig mit Nutzern überprüfen und anpassen.

So entsteht Schritt für Schritt ein Visualisierungs-Ökosystem, das aktiv genutzt wird – statt nur zu existieren.

Typische Herausforderungen in hybriden IT-Landschaften

In Projekten mit mittelständischen Kunden begegnen uns immer wieder ähnliche Hürden:

• Daten-Silos: Unterschiedliche Monitoring-Tools ohne gemeinsame Sicht

• Heterogene Schnittstellen: Proprietäre APIs, Legacy-Systeme, Spezialsoftware

• Organisatorische Trennung: Infrastruktur-, Applikations- und Fach-Teams arbeiten mit verschiedenen Wahrheiten

• Sicherheits- und Compliance-Fragen: Wer darf welche Daten aus Cloud und On-Prem sehen?

Diese Herausforderungen sind häufig weniger technisch als organisatorisch.

Grafana kann sie nicht allein lösen, aber als gemeinsame Oberfläche entscheidend entschärfen.

Wichtig ist, Observability als Querschnittsthema zu verstehen: Architektur, Prozesse, Rollen und Verantwortlichkeiten müssen zusammenpassen, damit die Plattform im Alltag trägt.

Strukturierter Einstieg in Observability mit Grafana

Statt einen „Big Bang“ zu planen, empfiehlt sich ein fokussierter Einstieg:

1. Inventur der Datenquellen Welche Monitoring- und Log-Systeme existieren bereits? Welche APIs stehen zur Verfügung?

2. Priorisierte Use Cases Start mit 2–3 geschäftskritischen Services, z. B. Onlineshop, ERP, Produktions-IT.

3. Zentrales Observability-Design Definition, welche Metrics, Logs und Traces pro Service erfasst und in Grafana visualisiert werden.

4. Security & Governance klären Rollen, Rechte, Mandantentrennung und Aufbewahrungsfristen festlegen.

5. Enablement der Teams Teams befähigen, eigene Dashboards und Alerts verantwortungsvoll zu erstellen.

Mit einem solchen Vorgehen schaffen Sie schnell sichtbare Mehrwerte und bauen gleichzeitig eine skalierbare Observability-Plattform auf.

Parallel können Sie Standards etablieren – etwa Namenskonventionen für Metriken, einheitliche Dashboard-Layouts und wiederverwendbare Panels für wiederkehrende Services.

Fazit: Grafana als strategischer Baustein

Hybride IT wird nicht einfacher – aber sie kann transparenter werden.

Grafana, kombiniert mit einem durchdachten Observability-Ansatz, macht aus verstreuten Messpunkten ein steuerbares Gesamtsystem.

Sie gewinnen:

• eine einheitliche Sicht auf On-Prem, Private Cloud und Multi-Cloud

• kürzere Reaktionszeiten bei Störungen

• belastbare Entscheidungsgrundlagen für Investitionen und Optimierungen

• eine gemeinsame Datengrundlage für IT, Fachbereiche und Management

Wer Grafana sowie Observability für hybride IT-Landschaften frühzeitig strategisch verankert, verschafft seinem Unternehmen einen klaren Vorteil – technisch wie wirtschaftlich.

Entscheidend ist, den ersten Schritt bewusst zu setzen: mit klar priorisierten Use Cases, einem tragfähigen Design und Teams, die die neue Transparenz aktiv nutzen.

Dann wird aus dem Blindflug in der hybriden IT ein steuerbarer Kurs – mit Grafana als Cockpit und Observability als Navigationssystem.

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